Die Obduktion
Ein Protokoll der Obduktion ist in der ursprünglichen Form leider nicht erhalten geblieben. Falls angefertigt fiel es mit weiterem Aktenmaterial im damaligem Augsburger Staatsarchiv in der Bombennacht 1944 den Flammen zum Opfer.
Die uns vorliegenden Informationen zu den Verletzungen der Opfer stammen aus Schreiben von Staatsanwalt Renner an seinen Vorgesetzten den Leitenden Staatsanwalt beim OLG Augsburg, sowie Aussagen des Heinrich Ney aus dem Jahr 1953 und eine Telefonnotiz vom 7.4.1922.
Bei der Obduktion waren neben dem Landgerichtsarzt Dr. J. B. Aumüller der Kanzleiassistent
Heinrich Ney und der 1. Staatsanwalt des LG Neuburg/Donau Ferdinand Renner anwesend.
Ney berichtet in seiner Aussage vom 19.01.1953: Die Leichen wurden im Hofe auf einem dort abgestellten Tisch seziert.
Nach Angaben des Kanzleiassistenten Heinrich Ney fand die gerichtliche Leichenöffnung der sechs Opfer am 6.und 7.4.1922 auf dem Hof des Anwesens statt. Alle Opfer wurden vom Neuburger Landgerichtsarzt Dr. Johann Baptist Aumüller obduziert.
Am 6.4.1922 obduzierte Dr. Aumüller die Leichen von Cäzilia Gruber, Viktoria Gabriel und Cäzilia Gabriel. Am 07.04.1922 wurden die Leichen von Andreas Gruber, Maria Baumgartner und Josef Gruber obduziert.
Cäzilia Gruber: Das Gesicht der C. Gruber war in der Gegend des rechten Auges zerschlagen. Sie hatte sieben Schläge auf dem Kopfe, Würgespuren, einen Schlag auf den Kopf in Triangelform. Die Schädeldecke war gesprungen.
Viktoria Gabriel: Viktoria Gabriel hatte neun “sternförmige” Wunden am Kopf und Würgemale am Hals. Eine Schwangerschaft konnte ausgeschlossen werden.
Cäzilia Gabriel: Die Schädeldecke ist mit mehreren Schlägen zertrümmert worden. Am Hals zeigt sich eine breit klaffende, quer verlaufende Wunde. Neben der Nase, auf der rechten Gesichtshälfte, befindet sich eine kreisförmige Wunde. Der Unterkiefer war zertrümmert.
Dr. Aumüller erklärte, dass das Kind bei rechtzeitiger Entdeckung noch hätte gerettet werden können, nachdem durch den Schlag eine Halsverletzung herbeigeführt worden ist, die erst 2-3 Stunden nach dem Schlag den Tod herbeiführte.In den verkrampften Fingern der rechten Hand befanden sich Haarbüschel, was in mehreren Zeitungsartikeln in den Tagen nach der Tat erwähnt wird.
Maria Baumgartner: Maria Baumgartner wurde durch kreuzweise Hiebe auf den Kopf getötet. Ihr Gesicht war blutverkrustet. Ihr Hinterkopf wies ein Loch auf, das ca. 4cm tief war und vermutlich von einer spitzen Hacke herrührte.
Andreas Gruber: Die rechte Gesichtshälfte war zerschlagen. Die Backenknochen standen heraus, das Fleisch war zerfetzt, das Gesicht war von Blut verkrustet.
Josef Gruber: Josef Gruber wurde durch einen wuchtigen Schlag mitten ins Gesicht getötet, wobei auch das Dach des Kinderwagens zerstört wurde.
Bei der Obduktion wurden den sechs Opfern die Köpfe abgetrennt, da die bis dato gefundene Spitzhacke nicht eindeutig als Tatwaffe zugeordnet werden konnte, und Dr. Aumüller auf einem kurz zuvor besuchtem Lehrgang u. a. erfuhr das der Schädel mitsamt den Verletzungen als Beweismittel für evtl. später gefundene mögliche Tatwaffen gilt.
|